Stärkung des Netzes der
traditionellen
Maya-Hebammen Guatemalas

Projektlaufzeit: 1.12.2022 – 30.11.2023

Volumen: 55 000 Euro

Finanzierung: 50 000 Euro durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) und 5 000 Euro Eigenmittel Verein Motz' Maya


Das Projekt mit dem BMSGPK - Phase 2

Nach der ersten Phase des Projektes "STÄRKUNG DES NETZWERKS DER TRADITIONELLEN MAYA-HEBAMMEN GUATEMALAS" (1.12.2021-30.11.2022) gibt es nun eine Verlängerung des Projektes von Dezember 2022 bis November 2023 mit der erneuten Unterstützung durch das österreichische Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK).



Übergabe von Rucksäcken (Phase 1).

Zusammenfassung

In der zweiten Phase des Projektes ist die Übergabe von weiteren 100 Gesundheitsrucksäcken an traditionelle Mayahebammen vorgesehen, die von den Mitgliedern der Maya Hebammenräten der Q’eqchi’, Poqomchi’ und Achi’ Völkern aus den guatemaltekischen Verapaces, sowie von den K’iche’ und Mam aus Totonicapán und Quetzaltenango ausgewählt werden. Die Erstellung der Liste der traditionellen Hebammen wird von den Mitgliedern der Hebammenräte und von Asindi Rex We (Projektpartner*innen - Guatemala) vorgenommen.

Die Strategie der Würdigung der Arbeit der Hebammen durch die Übergabe des Kits mit basismedizinischem Gerät wurde (Phase 1) äußerst positiv aufgenommen. Es konnte eine große Motivation und Freude der Begünstigten über die vom österreichischen Sozialministerium und dem Verein Motz´ Maya erfahrene Unterstützung beobachtet werden. Sie nehmen es als eine Geste der Wertschätzung und Visibilisierung ihrer Arbeit im guatemaltekischen Kontext auf, die sich als ziemlich komplex erweist, zumal es in der Gesellschaft Guatemalas immer noch Rassismus und Diskriminierung gibt. Trotz der verschiedenen Kampagnen von Menschenrechtsorganisationen, die Sensibilisierungsworkshops für Gesundheitsfachkräfte gefördert haben, um ihren Blick auf den kulturellen und medizinischen Reichtum des Landes zu öffnen, ist noch ein langer Weg zu beschreiten.

Ein relevanter Aspekt des Prozesses im Rahmen der ersten Phase des Projekts zur „Stärkung der traditionellen Hebammen Guatemalas“ war die Erkenntnis der Notwendigkeit, in der zweiten Phase dem Erfahrungsaustausch und dem Wissensdialog der Hebammen Priorität einzuräumen. Dabei sind den Herausforderungen, die sich aus der Covid-19-Pandemie ergeben haben, besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Damit die Erfahrungen des Netzwerks der Hebammen analysiert und systematisiert werden können, sind Methoden der Begleitung von Familien und Menschen nach Covid-19 sehr wichtig. Auch die traditionelle Form der Trauer in den Maya-Familien, an die die Maya Guatemalas vor COVID-19 gewöhnt waren, erfuhr durch die Pandemie einen drastischen Bruch und es entstandenen auch viele Gräben in der Gesellschaft im Allgemeinen. Es ist nun wichtig, eine relevante psychosoziale und kulturell angepasste Methodik zur Unterstützung der Bewältigung der Trauer rund um die großen menschlichen Verluste in den Familien zu spezifizieren und vorzuschlagen. Dies ist ergänzend zur Behandlung und Begleitung der Menschen zu verstehen, die an Covid-19 und den Folgen leiden, sowie der Brüche, die die Pandemie in der Gesellschaft markiert hat. 

In der traditionellen Maya Weltanschauung wird Krankheit so verstanden, dass die Person ihre Energie oder Ihren „Geist“(Nawal) verloren hat, wofür es traditionelle Formen der Heilung gibt, die zusätzlich durch die Kräuterkunde der indigenen Völker (Maya) unterstützt werden. Die Heilung wird auch durch spezifische Maya-Zeremonien ergänzt, die sich am Nawal (Energien, die den Menschen ab seiner Geburt begleiten) der Individuen orientieren.

Ein intensiver Austausch von Wissen und Erfahrungen soll das Netzwerk und die Kommunikation zwischen den Hebammen der verschiedenen Völker wieder herstellen und stärken, da auch sie durch den Verlust von Angehörigen und bedeutenden Hebammen in der Covid-19-Pandemie stark beeinträchtigt wurden. So hat Asindi Rex We festgestellt, dass es traditionelle Hebammen gab, die aufgrund der Auswirkungen der Pandemie und ihres fortgeschrittenen Alters aufgehört haben, in ihrem Beruf zu dienen. Andere mussten ihre Dörfer verlassen, und haben sich in die Gemeinden begeben, in denen ihre Töchter und Söhne leben, um während der Pandemie nicht allein zu sein. Das hat es in der ersten Phase des Projektes (Lock-downs, erschwerte Kommunikation und Mobilität, Steigerung der Armut der meist ohnehin schon sehr armen Bevölkerung, ….) teils etwas schwierig gemacht, die einzelnen Hebammen wieder aufzufinden. 

Das dritte Element, das gestärkt werden soll, ist die Interessensvertretung und die Anwaltschaftsarbeit in Bezug auf die Beamt*innen des Gesundheitsministeriums und der politischen Parteien, die am Wahlkampf 2023 teilnehmen werden, damit sie in ihrer politischen Agenda die Förderung und Begleitung der „Nationalen Politik der Hebammen der vier Völker“ (Garífuna, Maya, Xinca und Ladinos), die bis 2025 gültig ist, im Auge behalten. Das bedeutet auch, dass diese Zeitspanne für die Folgephase des Projektes im Vorfeld der Wahlen 2023, Fortschritte in einigen Arbeitsbereichen ermöglichen kann, die in Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Abteilung für die Gesundheit indigener Völker und Interkulturalität des Ministeriums für öffentliche Gesundheit von Guatemala angesprochen werden sollen und müssen. 


Ziele des Projekts

ALLGEMEINES ZIEL: 
Das Oberziel ist die weitere Erreichung von Fortschritten zur Würdigung und Stärkung des Netzes der traditionellen Maya Hebammen Guatemalas mittels der Verhandlung der Nationalen Politik der Hebammen der vier Völker. Dazu dient die Übergabe weiterer 100 Gesundheitsrucksäcke mit basismedizinischem Gerät für eine hygienische Geburt in den Bezirken von Quetzaltenango, Totonicapán und Alta Verapaz; sowie die Unterstützung des Erfahrungs- und Wissensaustausches der Hebammen untereinander – sowie mit dem Gesundheitspersonal - um ihre Erfahrungen und Herausforderungen in Bezug auf die COVID-19 Pandemie zu analysieren und zu systematisieren.

 

SPEZIFISCHE ZIELE: 

  • Ziel 1: Unterstützung mit basismedizinischem Gerät: 100 Hebammenrucksäcke
    Bereitstellung von 100 Gesundheitsrucksäcken mit medizinischer Grundausrüstung für weitere 100 Hebammen aus dem guatemaltekischen Hochland (Quetzaltenango, Totonicapán, San Cristóbal Verapaz, San Juan Chamelco, Alta Verapaz und San Pedro Carchá, Alta Verapaz)
    Die Auswahl der Hebammen erfolgt in Übereinstimmung mit den Räten der Hebammen. Sie gehören Organisationen der Ki´che, Poqomchí, Achí, Qeq´chi und Mam Maya der Bundesländer Alta Verapaz, Baja Verapaz, Quetzaltenango und Totonicapan an. Sie werden auch die Liste mit dem gewünschten Inhalt aktualisieren. Der Rucksack inkludiert Masken, Handschuhe, desinfizierende Seife (Gel), Hauben für die Haare, eine gute Taschenlampe (die meisten Maya haben keinen Strom), Fetoskop, Handtücher, Regenmantel, Schürzen, Alkohol, Band zum Abbinden der Nabelschnur, verschiedene Zangen, Scheren und Chromschüsseln ….

  • Ziel 2: Wissensaustausch, Analyse und Systematisierung der Erfahrungen der traditionellen Hebammen im Umgang mit COVID-19 
    Durchführung von drei Treffen für den Erfahrungsaustausch und Wissensdialog von traditionellen Hebammen auf Bezirksebenen (Totonicapan, Coban, Quetzaltenango) und einem Treffen auf nationaler Ebene im Zusammenhang mit den Herausforderungen von Covid-19, um ihre Erfahrungen zu analysieren und systematisieren und einen Vorschlag für einen Ansatz zur psychosozialen Betreuung von Familien zu entwickeln, die an Covid-19 und unter der sehr häufig nicht möglichen der Trauerarbeit litten. 

    HINWEIS: Die Version der Systematisierung bezüglich der COVID-19 Pandemie kann in elektronischer Form mit Angehörigen der Gesundheitsberufe geteilt werden. Der Druck des Dokuments für Hebammen steht noch aus, aber nach Erfahrung von Asindi Rex We ist es in der Regel funktional, den Hebammenräten die Ergebnisse zu präsentieren. 
  • Ziel 3: Anwaltschaftsarbeit zur Umsetzung und Berücksichtigung der Budgetierung der „Nationalen Politik der Hebammen der vier Völker: Maya, Garifuna, Xinca und Ladina 2021-25“ 
    Durchführung von zwei Treffen mit 60 bedeutenden Hebammen, um eine kritische Analyse der nationalen politischen Konjunktur in der Vorwahlzeit durchzuführen. Als kritische Akteur*innen für den Wandel (Change-Agents) und kongruent zu ihrer Lebensphilosophie werden sie so ihre Prioritäten definieren um sie bei den diversen politischen Kandidat*innen zu präsentieren. Die politischen Kandidat*innen für die Anwaltschaftsarbeit sollen aufgrund Ergebnisse der Abstimmungsumfragen identifiziert werden. Durch die Unterzeichnung von Verpflichtungserklärungen soll erreicht werden, dass die Nationale Politik der Hebammen in die politische Agenda einfließt und auch deren Umsetzung im Budget durch Finanzmittel folgerichtig passiert, und anschließend überwacht werden kann. Als angesehene Multiplikator*innen in ihren ländlichen Gemeinden können die Hebammen so auch zur aktiven Teilnahme an den Wahlen und der bewussten Ausübung des Wahlrechts beitragen.
  • Ziel 4: Treffen Hebammen und Gesundheitsfachpersonal, um die hohe Unterernährung und Kindersterblichkeit in den Gemeinden der traditionellen Hebammen zu beeinflussen
    Durchführung von zwei Austauschworkshops zwischen Hebammen und offiziellen Gesundheitsfachkräften, um die Ursachen, praktikable (lokale) Behandlungen und die Präsentation von Vorschlägen für staatliche Gesundheitsbehörden anzugehen, um die Verringerung der Unterernährung und Sterblichkeit von Kindern in den Gemeinschaften der teilnehmenden Hebammen zu beeinflussen.